Hier entsteht die Seite Hamburger Geschichten.

Von einer guten Bekannten habe ich nette Geschichten über Hamburg bekommen. Beim Lesen kann man manchmal schmunzeln.  Seht selber!

Steine in die Sparbüchse


So ritt um 1720 ein wundersamer Herr im langsamsten Schritt durch Hamburgs Straßen, Professor Olivarius genannt. Ihm folgte ein Diener, ebenfalls zu Pferde. Professor Olivarius trug beständig hohe gelbe Stiefel und hielt einen großen roten aufgespannten Schirm vor sein Gesicht, damit man ihn nicht erkennen sollte. Durch ein Loch im Schirm spähte er eifrig nach Damen aus. Hatte nun eine sein besonderes Wohlgefallen gefunden, so schloß er seinen Schirm und begann vom Pferde aus, unter allgemeiner Heiterkeit, ihr die übertriebensten Komplimente und Schmeicheleien zu sagen.
Nach und nach schmolz das einst bedeutende Vermögen des Professors dahin. Als Folge verschwand erst der Diener, dann das Roß, auch seine Körperfülle nahm mehr und mehr ab, so daß auch seine einst so prallen Waden sehr schlotterig wurden.
Trotzdem trug Olivarius seine nun zu weit gewordenen hohen gelben Stiefel weiter. Er stolperte mit ihnen durch die Straßen, gefolgt von einer mutwilligen Kinderschar, die in die weit von den Beinen abstehenden Schäfte kleine Steinchen hineinwarf, als ob sie eine Sparbüchse vor sich hätten. Wenn nun die Stiefel nach und nach immer schwerer wurden, verlangsamten sich auch die Schritte des Professors, bis ihm die Last zuviel wurde und er zum größten Entzücken der Verfolger auf offener Straße seine Stiefel ausschüttete. Darauf setzte er vergnügt seine Wanderung fort, worauf das Spiel von neuem begann.  


Der Musikdirektor mit der Baßgeige


Um 1830 gab es etliche Straßenmusikanten, von denen 2 Gruppen besonders auffielen. Die erste wurde nach dem dicken Dirigenten im Volksmund "Jan Tünn un sin Maats" (= Johann Tonne und seine Leute) genannt. Die Jugend rief vergnügt "Jan Tünn kömmt" , wenn sie die Kapelle mit Streichinstrumenten und Klarinetten anrücken sah. Als letzter Mann keuchte, die Baßgeige auf dem Rücken, der dicke Direktor hinterdrein. Er meinte, dem Leiter der Gesellschaft gebühre auch das größte Instrument.
    Waren nun die üblichen 2 Stücke heruntergefiedelt, so schickte Jan Tünn seine Leute zum absammeln in die Häuser. Er selbst aber, dem das Treppensteigen zu schwer war, wollte auch seinen Teil zum Gelingen beitragen und strich lustig seine Begleitungsnoten auf der Baßgeige herunter, zur hellen Freude der Kinder, die dazu den Takt mit ihren Holzpantoffeln klapperten und zum tiefen Betrübnis der Hunde, die ihr Entsetzen durch lautes Geheul bekanntgaben....


Die verhinderten Straßenmusikanten


Eine spätere, entschieden weniger Geräusche machende Kapelle hieß im Volksmund "Pankoken" (= Pfannkuchen). Sie bestand aus dem Schalmei blasenden Direktor Pankoken, einem Geigenspieler Krukenberg, dem Posaunisten Klüten und einem Mann namens Stint, der eine Klarinette mit sich führte. Da nun Krukenberg, dessen Geigensaiten aus Bindfäden bestanden, keinen rechten Ton erzeugen konnte, Klüten meistens unpäßlich war und durch Abwesenheit glänzte, Stint aber auf seiner Klarinette solche fürchterlichen Töne erzeugt hatte, daß man sie ihm durch einen Kork verstopfte und der daher "blind" spielte, indem er immerhin die Backen aufblies und rührig die Finger bewegte, so ruhte die ganze Last des Konzerts auf Pankoken. Dieser konnte aber seiner schwindsüchtigen Schalmei nur schwache Töne entlocken, so daß die Hunde in diesem Fall recht zufrieden waren, aber die Kinder nicht, die zwar kein Geld gaben, aber dafür die volle Musik verlangten und ihrer Enttäuschung mit Spott und Hohn Luft machten. Seit dieser Zeit wird in Hamburg jede schlechte Straßenmusikantengruppe eine "Pankokenkapelle" gescholten.


Der Ruf der Händler


Wenn Händler durch die Straßen zogen, riefen sie laut ihre Waren aus, um die Kundschaft aus den Häusern zu locken. Diese Ausrufe waren oft ein typischer, leicht wiederzuerkennender Singsang. Der Bauer, der mit Pfeifenreinigern und den zur Vertreibung der Katzen beliebten Hülsen hausierte, benutzte den Ruf "HÜLS OK HÜLS , PIPENREI ----- MERS!!!"
Da er aber mit kräftiger, voller Kehle überlaut rief, hat er die Hausfrauen meistens furchtbar erschreckt und blieb in unliebsamer Erinnerung.
Dagegen gut bekannt und beliebt bei den Hamburgern war Krohn mit seinem Wasserwagen. Sein Ausruf lautete : "WATER, FRISCH WATER!"
Allerdings hatte er die Angewohnheit, seinen Ausruf durch Unterhaltungen mit den Vorübergehenden zu unterbrechen, etwa so : "WA - Na, Nachbarin, auch hier ? - TER, FRISCH - schönes Wetter heut morgen, nicht ? - WA - aber es will ja noch nicht so richtig grün werden - TER !!!"
Viele Jahre hat er auf diese Weise das Straßenpublikum erheitert, bis er 1869 im Alter von 98 Jahren starb.

Dann war da zu guter Letzt noch der alte Kauz, der um 1860 täglich mit seinem alten Kahn voller frisch geschnittenem Gras von einer Elbinsel nach Hamburg ruderte. Obwohl er wohlhabende Kinder hatte, die ihn gerne bei sich aufgenommen hätten, trennte er sich nie von seinem Kahn, in dem er Sommer und Winter, unter einer alten Decke verkrochen, die Nächte verbrachte.
Nun muß man wissen, daß die Milchhändler seinerzeit in dem Ruf standen, bei der Überfahrt von den Elbinseln durch den Reiherstieg zur Stadt Hamburg ihre Milch mit Elbwasser zu "verlängern".
Daher auch der sinnige Spruch: "Reiherstieg, kannst du swiegen ? Denn darfst du in den Ammer stiegen !"

Fuhr nun der erwähnte Kauz mit seinem Kahn Grünzeug durch die Fleete der Stadt, so traf er oft auf seine erklärten Feinde, die Milchhändler, die dann spöttisch den Ausruf "MAI - AFFEN !!!" erschallen ließen.
Worauf er ebenso spöttisch mit dem Ausruf  "WASSER UND MILCH !!!" antwortete.   
Hamburger Milchhändler

Wer gerne Hamburger Anekdoten hören möchte, die man in keinem Reiseführer und keinem Hamburg-Buch der Welt findet, sollte am besten mal eine Kneipe in der Hafennähe oder in Altona besuchen. Alte Seemänner, Kaufleute und alteingesessene Hamburger tauschen gerne Geschichten aus und fachsimpeln über die Welt. Falls Sie nicht in Hamburg wohnen, benötigen Sie ein Hotel oder eine Unterkunft, zum Beispiel unter Hotel Hamburg zu finden.


 

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